Die Änderung im Verbraucherverhalten wird erkannt

Die Werbeindustrie hat es schon erkannt, die Veranstalter machen Millionenumsätze damit. Nur die Plattenindustrie hält immer noch an der Kernzielgruppe Zahnspange fest. Dabei könnte der Umsatzrückgang in der Musikindustrie durch gezielte Produkte für 40+ locker kompensiert werden. Über Jahrzehnte wurde konsequent der Fehler gemacht, dass man nicht nur die Signs, sondern auch das Personal in den Plattenläden ausschließlich auf junge, einkommensschwache Käufer zuschnitt. Es war nicht cool, nicht schick, Musik für die ältere Zielgruppe zu vertreiben.

In Veranstalterkreisen kam die Trendwende, als James Last von Plattenfirmen nur noch belächelt, und von Veranstaltern konsequent abgelehnt wurde. Semmel Concerts, damals noch eine relativ unbedeutende Konzertagentur, erkannte das Potenzial, und organisierte gegen alle „guten“ Ratschläge eine Konzerttour. Das James Last Orchester füllte die Hallen von Frankreich bis Sibirien und bildete das Fundament für das heutige Semmel Konzertimperium.

Wenn wir die heutige Szene betrachten, dann ist dieser Trend gerade am Explodieren. Aber niemand will es wahrhaben. Die über 70-jährigen Rolling Stones füllen ganze Stadien. Deutsche, in die Jahre gekommene Künstler wie Mary Roos, die Amigos, Roland Kaiser oder Jürgen Drews haben eine Fanbase, von der viele nur träumen können. Es wäre an der Zeit, dass auch Plattenfirmen ihre veralteten  Marketingmethoden upgraden und ihr Personal ausbilden, weil ein großer Teil des Umsatzpotenzials nach wie vor vergeudet wird. Eine CD ist ein Verkaufsobjekt wie ein Auto oder ein Stück Seife. Es wird die Zeit kommen, dass Plattenfirmen für die Auftritte ihrer Künstler im TV bezahlen müssen. Überleben werden dann nur jene, die schon lange vorher alternative Marketingstrategien entwickelt und etabliert haben.